Kirchen • St. Marien

Die Mariendarstellungen, die zu St. Marien gehören

Blaue Madonna
Blaue Madonna

Dass eine Mariengemeinde nicht zuletzt mit einem Marienbild aufmerksam macht auf die Bedeutung der Gottesmutter im Rahmen des universalen Heilswillens Gottes und des Erlösungswerkes Jesu Christi, wird niemanden wundern. So gilt seit vielen Jahren die sogenannte "Blaue Madonna" von Hans Dinnendahl an der Westseite des Kirchturms von St. Marien als eines der Kennzeichen der Kirche im Osten der Stadt Waltrop. Ältere Bürgerinnen und Bürger erinnern sich noch, dass die damalige Straßenbahnhaltestelle vor der Kirche "Blaue Madonna" genannt war. Eine der Besonderheiten dieses Marienbildes besteht darin, dass sie aus Keramik geschaffen wurde, was angesichts der klimatischen Verhältnisse unserer Breiten etwas problematisch ist; so sind mehrfach Teile der Oberfläche durch Feuchtigkeits- und Frosteinwirkungen abgeplatzt, was mehrfach einen auch finanziell aufwändigen Einsatz erforderlich gemacht hat.

In der handschriftlich von Pfarrrektor Fritz Dickmann verfaßten Chronik finden wir den Hinweis, dass die Nazis wegen einer geplanten größeren Nazi-Veranstaltung in Waltrop den Pfarrrektor aufgefordert haben, die "Blaue Madonna" (entartete Kunst) zu entfernen. Fritz Dickmann hat sich geweigert. In etlichen Nächten vor, während und nach der Nazi-Veranstaltung haben Männer der Gemeinde die "Blaue Madonna" bewacht, weil man einen Anschlag glaubte befürchten zu müssen.

Madonna am Pfarrhaus
Madonna am Pfarrhaus

Es gibt zwei weitere von Hans Dinnendahl geschaffene Mariendarstellungen:

Eine hängt nun im Vorraum zum großen Pfarrsaal. In den 70-er und 80-er Jahren des letzten Jahrhundert hing sie in der Kirche links neben den Stufen zum Altarraum, von vielen Betern immer wieder gekennzeichnet mit Blumen und brennenden Kerzen.

Eine zweite Darstellung hing viele - bis Anfang der 70-er - Jahre lang neben dem südwestlichen Ausgang der Kirche, wo sich heute der Beichtraum befindet, geschmückt mit brennenden Kerzen; ihr Holzrahmen zeigt auch heute noch eine durch die Flamme von Kerzen verursachte Brandstelle; sie hängt nun im Eingang des Pfarrhauses.

Zur Geschichte dieses Marienbildes gehört es, dass es im zeitlichen Rahmen mit der Neugestaltung der Kirche und des Altarraums Anfang der 70-er Jahre verschollen ging. Der damalige Küster, Organist und Chorleiter Leo Polarczyk hat es - wie er formulierte - "gerettet", zunächst - als eine Art Dauerleihgabe - am damaligen Küsterhaus und später auf dem Balkon seiner späteren Wohnung angebracht. Nach seinem Tod wurde es von seiner Familie wieder der Gemeinde übergeben.

Für die Marienverehrung der Gemeinde von größter Bedeutung wurde ab Anfang 1989 die Bronze-Skulptur "Maria - Sitz der Weisheit" der niederrheinischen Künstlerin Hildegard Bienen. Titel und Art der Darstellung beschreiben Maria in ihrer Rolle als "Magd des Herrn" (vgl. Lk 2); sie bietet sich an, Sitz, Thron für den zu sein, der die Weisheit ist, die, als Gott "die Erde (noch) nicht gemacht", ... Gottes Freude war Tag für Tag und "spielte vor ihm allezeit" und von sich sagt: "Meine Freude war es, bei den Menschen zu sein." (vgl. Spr 8); Sie präsentiert ihn, dass Menschen aufmerksam werden auf ihn, ihren Sohn.
 

Vielleicht ist es bezeichnend, dass Pastor Durkowiak bei seiner Einführungspredigt am 8. Oktober 1988, konfrontiert mit der vorgegebenen Sonntagslesung aus dem Buch der Weisheit (7,7-11), zu einer Marienverehrung zu ermutigen versuchte, die in Maria die beispielhafte Magd des Herrn sieht und den Sitz der Weisheit. Dass die Skulptur "Maria - Sitz der Weisheit" einmal das zentrale Marien-Kultbild für St. Marien werden würde, wusste damals noch niemand - auch der Prediger nicht.

Dass Maria auch auf einigen - von Egino Weinert geschaffenen - Kreuzwegbildern abgebildet ist - "Maria unter dem Kreuz", "Der Leichnam Jesu wird auf den Schoß seiner hl. Mutter gelegt", "Der Leichnam Jesu wird in Grab gelegt" -, gehört zu fast jedem Kreuzweg.

Fenster mit Morgenstern
Fenster mit Morgenstern

Weniger üblich ist es, dass die elf hohen Fenster in St. Marien allesamt insofern Marienbilder sind, als sie - von Walter Klocke gestaltete - Illustrationen von Anrufungen der Lauretanischen Litanei bieten: Morgenstern, Arche des Bundes, Königin der Jungfrauen, Turm Davids, Königin der Märtyrer (Südseite von vorn nach hinten);
Goldenes Haus, Pforte des Himmels, Ursache unserer Freude, Königin der Engel, Geheimnisvolle Rose, Königin des Friedens (Nordseite von vorn nach hinten).

Die letztgenannte Anrufung aus der Lauretanischen Litanei, "Königin des Friedens", ist der - vollständige - Titel der Kirche: MARIA REGINA PACIS, Maria, Königin des Friedens. So sagt es auch der Grundstein von St. Marien, der am 23. Oktober 1932 in das Portal der Kirche eingelassen wurde.

Pieta auf dem Kirchplatz
Pieta auf dem Kirchplatz

Am 21. September 2008, dem Sonntag nach dem Gedenktag der Schmerzen Mariens, wurde auf dem Kirchplatz feierlich eine Darstellung der Gottesmutter enthüllt und gesegnet, die unter dem Titel "Pieta" bekannt ist. Diese Darstellung zeigt Maria mit dem Leichnam ihres Sohnes, der ihr nach der Kreuzabnahme auf den Schoß gelegt wurde - so meditiert es christliche Tradition, so zeigt es die 13. Station der Kreuzwegmeditation. Solche Darstellung der Gottesmutter zeigt nicht nur die Solidarität Mariens mit allem Leid der Welt, mit der millionenfachen Erfahrung von Müttern auch in heutiger Zeit, sondern ermutigt auch, wie Maria und mit ihr alles Leid der Menschen - auch Zweifel und Wut - vor Gott auszubreiten und zu klagen.

Vielleicht ist dieses Bild Mariens h e u t e ihr wichtigstes Bild.