Kirchen • St. Marien

Weitere Besonderheiten in St. Marien

Der Altar

Am 1. Februar 1997 hat in einer bewegenden Feier Regionalbischof Dr. Josef Voß den derzeitigen Altar konsekriert. In mehreren Prozessionen wurden von verschiedenen Gruppen der Gemeinde Weihwasser und Weihrauch, Chrisam und Altartücher, Brot und Wein für die Eucharistie zum Altar getragen, unterstützt und gedeutet von einer Gruppe von Frauen, die - einstudiert von Frau Anke Riemer - einen eindrucksvollen liturgischen Tanz Teil der Verkündigung sein ließ.

Vorausgegangen war eine Zeit der Vorbereitung der Gemeinde, während derer verschiedene biblische Aspekte des Altars meditiert wurden; so hingen zwölf von Gemeindegruppen gestaltete Bilder in der Kirche, die an verschiedene biblische "Altargeschichten" erinnerten.

Der Wunsch nach einem neuen Altar war im Grunde der Wunsch nach einem Altarraum, in dem die einzelnen "liturgischen Orte" so gestaltet sind, dass sie ein harmonisches Ganzes ergeben.

Auf Vorschlag der Kunstkommission des Bistums Münster haben wir uns an den Künstler Georg Ahrens gewandt und ihn um einen Entwurf zur Neugestaltung unseres Altarraums gebeten. Sein (Gips-)Modell für den möglichen neuen Altar war überzeugend, doch sollte allein der fertige Altar - er sollte aus Marmor oder Muschelkalk gehauen werden - knapp 200.000 DM kosten. Ohne lange Beratung hat der Kirchenvorstand den Künstler für seine - ich betone ausdrücklich: ausgezeichnete - Planungsarbeit entlohnt und dann nach Alternativen gesucht. Mehrere Gespräche mit dem Generalvikariat und Herrn Diözesanbaudirektor Georg Wendel haben dazu geführt, dass der Kirchenvorstand den Entwurf von Herrn Wendel annahm. Dieser Entwurf sah als Material nicht mehr Marmor oder Muschelkalk vor, sondern Ahorn-furniertes Holz und Granit. Herr Innenarchitekt Peter Limberg hat daraus einen Altar gebaut, der an Würde und Adel einem Marmor-Altar sehr wohl ebenbürtig ist. Mit dem Altar wurden Ambo, Tabernakelstele, Priestersitz und weitere Sitzgelegenheiten nach dem Entwurf von Georg Wendel - harmonisch mit dem Altar korrespondierend - gebaut.

Übrigens: Der im Vergleich zum Ahrens-Entwurf äußerst günstige Preis von etwa 20.000 DM (für Altar, Ambo, Tabernakelstele und Sitzgelegenheiten) erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass Herr Wendel auf ein Künstler-Honorar verzichtet hat und Herr Limberg im Interesse unserer Gemeinde vermutlich kaum etwas an seiner wundervollen Arbeit hat verdienen wollen. Danke!

Eingelassen in den genannten Altar wurden die Reliquien, die 1933 in den 1974 abgerissenen "Hochaltar" einemauert wurden. Leider wurden diese Reliquien gestohlen/herausgebrochen. So mußte der Bischof um andere Reliquien gebeten werden. Diese - Reliquien der hl. Ursula und der hl. Faustina - wurden im Jahre 2003 durch Kreisdechant Heinrich Westhoff feierlich in den heutigen Altar eingefügt.

Die Glocken

Die sechs Glocken unserer Kirche sind relativ jung. Sie wurden erst in den 1940-er und 1950-er Jahren in unseren Glockenturm gehängt. Doch gab es Glocken seit dem Jahr 1933.

Der von Fritz Dickmann, dem ersten Pfarrrektor von St. Marien, handschriftlich verfaßten Chronik, ist zu entnehmen:

"Das Glockengeläute, 3 Bronze-Glocken, wurde von der Glockengießerei Petit & Edel brock in Gescher hergestellt. Ende Juli 1933 wurden die Glocken feierlich geweiht unter Teilnahme der ganzen Gemeinde und dann im Turm montiert.

1. Glocke G, Marienglocke, 671 kg, Inschrift: Sancta Maria, Regina pacis, ora pro nobis, ut pax Domini sit semper nobiscum ( Heilige Maria, Königin des Friedens, bitte für uns, dass der Friede des Herrn immer mit uns sei.). A. D. 1933.

2. Glocke B, Paulusglocke, 365 kg, Inschrift: Alle Zungen sollen bekennen: Jesus Christus ist der Herr. St. Paulus an die Phil. 2,11. 1933.

3. Glocke C, Barbaraglocke, 260 kg, Inschrift: Heilige Barbara, schütze die Bergleute, steh bei den Sterbenden.

Die so beschriebenen Glocken gibt es nicht mehr.

Fritz Dickmann berichtet handschriftlich - hier und da heute unleserlich - unter der Überschrift "1942":

"15. Februar (Qinquagesima) Heute haben wir in der Abendandacht um 5 Uhr Abschied genommen von unseren 3 Glocken ... In den nächsten Tagen sollen sie von einem besonderen Arbeitskommando vom Turm heruntergeholt werden und sollen in den Krieg ziehen. Die Pfarrkirchen dürfen vorläufig 1 Glocke behalten; Kirchen ohne Vermögensverwaltung (Rektoratskirchen, St. Marien war damals Rektoratskirche) müssen alle Glocken abgeben. Die Gläubigen sind tief erschüttert über diese ... (?). Es sind ja "ihre" Glocken, für die sie ihre Gaben gespendet, bei ihrer Weihe sie zugegen gewesen sind. Jetzt schon, nach 9 Jahren, werden sie ihrer Gemeinde wieder genommen. Die Andacht ist gut besucht. Der Rektor hält eine Ansprache, dann Gebet für die großen Anliegen der Zeit, sakramentaler Segen, dann feierliches Geläut der Glocken zum Abschied. Die Gemeinde verharrt in tiefem Schweigen in der Kirche. Es ist gut, dass nur der allwissende Gott die Herzen der ...(?) durchschaut und ihren geheimsten Glauben kennt.

19. Februar. — (?) Das Arbeitskommando kommt, um die Glocken abzumontieren. Noch einmal kurzes Geläute! Dann werden sie heruntergeholt. Die beiden kleineren Glocken, St. Paulus und St. Barbara, sind leicht herunterzuholen. Die Glocke der Friedenskönigin widersetzt sich. Man findet keine Öffnung, so groß, dass man sie unbeschädigt herunterholen könnte. Mit Genehmigung der Behörde, wird sie oben auf dem Turm mit schweren Hämmern in Stücke geschlagen. Wie sie wimmert und klagt und stöhnt unter den schweren Schlägen! Ein leises Weinen geht durch die ganze Gemeinde, als die Gläubigen die Schläge hören. In vielen Bruchstücken wird sie dann heruntergetragen. Die Kinder suchen einen kleinen Splitter von der Glocke "Friedenskönigin" zu erhaschen. Ob uns das alles zum Frieden dient? Wir können nur beten: " Regina pacis, ora pro nobis, ut pax domini sit semper nobiscum."

Wilhelm Kaldenhoff (1949 - 1965), nach Fritz Dickmann (1933-1944) und Alois Stiens (1944 - 1949) der 3. Pfarrrektor - und seit 1951 Pfarrer - galt als Glockenexperte. Nicht zuletzt seiner Initiative ist es zu verdanken, dass St. Marien mit sechs Glocken ausgestattet ist, was angesichts der Größe und der Bedeutung von St. Marien völlig ungewöhnlich und auch wenig angemessen ist, aber heute sehr gern genutzt und auch genossen wird.

Festzuhalten ist: Es gibt sechs Glocken im Turm von St. Marien.

Glocke "Barbara"

Glocke Barbara
Glocke Barbara

St. Barbara C'' mit der Aufschrift:

Hl. Barbara, schütze die Bergleute, stehe bei den Sterbenden

 

1949 | Gescher Westfalen, Petit & Edelbrock

Glocke "Michael"

Glocke Michael
Glocke Michael

St. Michael H' mit der Aufschrift:

Beschütz mit deinem Schild und deinem Schwert, St. Michael, die Kirche, den Hirten und die Herd.

 

1952 | Pfarrer Willy Kaldenhoff zu seiner Einführung als 1. Pfarrer an St. Marien zu Waltrop gestiftet von Franz Bielefeld, Recklinghausen

Glocke "Maria"

Glocke Maria
Glocke Maria

St. Maria A' mit der Aufschrift:

Sancta Maria, regina pacis, ora pro nobis, ut pax domini sit semper nobiscum
(Heilige Maria, Königin des Friedens, bitte für uns, dass der Friede des Herrn immer mit uns sei.)

 

1949 |

Glocke "Paulus"

Glocke Paulus
Glocke Paulus

St. Paulus G' mit der Aufschrift:

Alle Zungen sollen bekennen: Jesus Christus ist der Herr. St. Paulus an die Philipper

 

1949 |

Glocke "Josef"

Glocke Josef
Glocke Josef

St. Josef E' mit der Aufschrift:

Lass Jung und Alt, lass Groß und Klein in deine Treu befohlen sein, St. Joseph

 

1952 |

Glocke "Christus König"

Glocke Christus König
Glocke Christus König

Christus König C' mit der Aufschrift:

Christus König der Liebe und des Friedens

 

1933 -1958 | zum 25-jährigen Bestehen der St. Marien-Gemeinde Waltrop unter Pfarrer Willy Kaldenhoff geg. v. Feldmann u. Marschel. Diese Glocke wurde am 10. August 1958, zwei Tage nach dem 25. Jahrestag der Konsekration der Kirche, in den Turm gehängt.

Fürbittwand

Fürbittwand
Fürbittwand

An der Nordwand der Kirche befindet sich eine kleine Vitrine, in der ein handgeschriebenes Buch die Namen der Gefallenen des 2. Weltkriegs aus Waltrop nennt. Vitrine und Buch sind Pfr. Kaldenhoff anlässlich seines silbernen Priesterjubiläums (5. April 1955) geschenkt worden.

Über der Vitrine nennen vier von Anke Riemer gestaltete Tafeln hinter Glas die Namen der aktuell Getauften, der Kommunionkinder, der Gefirmten, der Brautleute und der Ehejubilare sowie der Verstorbenen der Gemeinde.

Alle genannten Namen laden ein zu dankbarem Gedenken und zur Fürbitte.

Themenwand

Spruchbänder
Spruchbänder

Die östliche Wand, die das Kirchenschiff gegenüber dem Altarraum abschließt, macht aufmerksam auf die jeweilige Kirchenjahreszeit bzw. auf bestimmte Ereignisse. So findet sich dort der Adventskranz oder (zu Ostern) das von Eva Maria Pauly "gehardangerte" Taufkleid, zu Beerdigungen ein Bild von Wolfgang Büse, das Raupen und Schmetterling darstellt als Hinweis, dass "das Vergängliche sich mit Unvergänglichkeit bekleidet und das Sterbliche mit Unsterblichkeit" (vgl. 1 Kor 15,54), in der liturgisch "grünen" Zeit ein textiles Bild, das ein Labyrinth zeigt, oder ein Holzrelief von Ernst Asshoff (+), das das Meditationsbild des Nikolaus von Flüe anschauen läßt, zum Kirchweihfest eine strenge graphische Darstellung des himmlischen Jerusalem mit den zwölf immer offen stehenden Toren, mit den zwölf Grundsteinen, auf denen "die Namen der zwölf Apostel des Lammes verzeichnet" (vgl. Apk 21) sind.

Auf der anderen Seite des Aufgangs zum Altar machen - je nach Kirchenjahreszeit - ein großes Engelbild (Entwurf: Paul Reding) und verschiedene Spruchbänder von Cäcilia Braukmann mit verkündigenden "Merksätzen" aufmerksam auf die Vielschichtigkeit christlicher Frohbotschaft. Aus der selben "Werkstatt" stammen verschiedene andere Bilder und Fahnen.

Ökumenischer Bereich

Ökumenischer Bereich
Ökumenischer Bereich

Am östlichen Ende der Nordwand des Kirchenschiffes finden sich eine kleine Statue, die St. Ludgerus darstellt, und mehrere Reliefs, die auf die Patrozinien der evangelischen und katholischen Kirchen Waltrops hinweisen: St. Peter, St. Laurentius, Dreifaltigkeit, Arche (inzwischen abgerissen), St. Paulus (Patron des Doms in Münster). Sie betonen bei aller Zerrissenheit der Kirche die unleugbare Zusammengehörigkeit vieler Gemeinden in der einen Kirche Jesu Christi.

St. Barbara

St. Barbara Fenster Linolschnitt
St. Barbara Fenster Linolschnitt

Im Jahre 2006 wurde der KAB für St. Marien von einem Waltroper Unternehmen ein Bild der hl. Barbara von Wolfgang Büse geschenkt. Es hängt an der Wand, die den Taufbereich trennt vom nördlichen Seitengang. St. Barbara, die Patronin der Bergleute, ist auch dargestellt in dem großen Rundfenster von Walter Klocke auf der Südseite der Kirche - gegenüber ist St. Christophorus dargestellt; endlich macht auch die Barbaraglocke aufmerksam auf die enge Verbundenheit der Gemeinde St. Marien mit dem Bergbau.

Die Orgel

Es muss eine Art "trotziger" Hoffnung gewesen sein, die dazu geführt hat, dass "mitten im Krieg" am 6. Juni 1943 in St. Marien eine Orgel geweiht werden konnte - im Jubiläumsjahr 2008 gehörte sie so 65 Jahre zu St. Marien. Seit der Konsekration der Kirche waren zehn Jahre vergangen; inzwischen hatte die Gemeinde kräftig gespart - immer in der Sorge, dass das Material für den Orgelbau für den Krieg beschlagnahmt werden könnte - wie das mit den Glocken 1942 ja geschehen ist. Die zweimanualige Orgel wurde errichtet von der Orgelbaufirma Breil in Dorsten und hat die damals stolze Summe von 13.500,00 RM gekostet.

Die Disposition der Orgel:

Hauptwerk (I. Manual)

1. Mixtur 4-fach 1 1/3´
2. Rauschquinte 2-fach 2 2/3´ + 2´
3. Hohlflöte 4´
5. Rohrflöte 8´
6. Prinzipal 8´
7. Quintadena 16´

Schwellwerk (II Manual)

8. Quintqtön 8´
9. Gedackt 8´
1o. Salicional 8´
11. Blockflöte 4´
12. Prinzipal 2´
13. Sesquialtera 2-fach
14. Zimbel 2 - 3-fach 1´
15. Kopftrompete 8´

Pedalwerk

16. Subbaß 16´
17. Quintadena 16´ (Transmission)
18. Prinzipal 8´
19. Gedackt 8´
20. Octave 4´
21 Stille Posaune 16´

Totenampel

Totenampel auf dem Kirchplatz
Totenampel auf dem Kirchplatz

Am 2. November 2008, dem Fest Allerseelen, wurde auf dem Kirchplatz von Dechant Klemens Schneider eine Totenampel gesegnet - sie wurde von Paul Reding entworfen, von Bernhard Braukmann nach der Lösung etlicher Probleme aufgemauert -, eine Säule in Kreuzesform, in die immer dann ein Licht gestellt wird, wenn ein Verstorbener der Gemeinde St. Marien "über Erden steht". Angehörige von Verstorbenen sollen erfahren: zwischen Todestag und Beerdigungstag signalisiert nicht nur unsere Glocke mit dem Namen Josef ( s. o.), die in christlicher Tradition häufig "Totenglocke" ist, sondern auch das Licht in der Totenampel, dass St. Marien der Verstorbenen gedenkt.